An Essay on Versöhnung by Dresden Scholar James Gooding
As part of their experience on Dresden Scholars’ Scheme, scholars are asked to produce two pieces of writing: a short report in English on their experiences in Dresden; and a piece in German on some aspect of reconciliation - one of the key aims of the Dresden Trust.
This essay on Versöhnung (Reconciliation) was written by Dresden Scholar James Gooding after his time spent in Dresden in 2023. Below you can read it in both English and German.
Versöhnung
By James Gooding
When I think about reconciliation, I quickly conclude that it is a topic that is no longer relevant. All that hatred – that was the result of a past conflict, now all behind us; I don’t feel anger towards the Germans, or any other old political enemies.
But while my attitude to people whom I’ve never met is not negative, I realise, after further consideration, that it isn’t entirely neutral either. I have assumptions that mean that I notice only our differences, not our similarities. Germans enjoy eating different things to us; they are more organised, more punctual – so they’re probably more serious, perhaps even emotionally cooler than we are. I make generalisations about people I don’t know; I have a clear view of what they’re like. I use “us” and “them”. Subconsciously, Germans aren’t an infinitely diverse and human group of people like us, but a collection of stereotypes.
While I was in Dresden, this distorted view of people whom I had seen only from afar simply disappeared. Of course, I recognised a few stereotypes – punctuality is rooted deep in German culture. But the similarities between us - our common humanity - are far more important and more numerous than the differences. When compared with our similarities, the differences are minor, insignificant even.
Linguistic differences are an frequent source of misunderstandings and even estrangement. In the past, I had regarded – unconsciously – English as the language ‘standard’; all others were lesser. So, unthinkingly, I had erected an invisible wall between me and those who spoke those languages. My experience in Dresden, where I spoke nothing but German, changed this false idea forever. That was the first step to gaining a better understanding of my thoughtless but significant prejudices about other lands and cultures.
I’d like now to return to the theme of reconciliation. It is of course vital that we face up, again and again, to the historical crimes committed by, yes, Germany – but also by England and other countries, so that those terrible things can never be repeated. Even today, many differences and misunderstandings between countries stem from past conflicts. But we now find ourselves in an age of more subtle differences: differences grow, not from the conflicts of the past, but from those unconscious prejudices and false assumptions which reduce other peoples and cultures to a set of stereotypes, blinding us to our shared humanity. Perhaps the sort of reconciliation we need today is the mutual understanding and respect which we can find simply by recognising our small, unthinking prejudices.
During my time in Dresden, the Frauenkirche [cathedral] was the perfect place for serious reflection: how do we achieve deeper understanding? Spaces such as this force one to reflect, not only on the wars and conflicts of the past between Germany and England, but also on the unspoken assumptions of today. To foster reconciliation in the future, it is vitally important that we create, maintain and use these spaces – spaces which allow us not only to keep the past in mind, but, at the same time, to resolve to do better in future.
(Translated by Paul Stocker, Trustee (Scholarships), Dresden Trust)
Wenn ich über die Versöhnung nachdenke, komme ich schnell zu dem Schluss, dass es kein relevantes Thema mehr ist. Wir haben den Hass, der aus früheren Konflikt entstanden ist, hinter uns gelassen; ich fühle mich nicht wütend auf die Deutschen oder andere vergangene politische Feinde.
Jedoch habe ich nach weiterer Überlegung gemerkt, dass, obwohl meine Ansicht von Leuten, die ich nicht kennengelernt habe, nicht negativ ist, sie auch nicht völlig neutral ist. Ich habe Erwartungen, die mich dazu bringen, nur unsere Unterschiede zu sehen und die mich von unseren Ähnlichkeiten ablenken. Deutsche genießen unterschiedliche Sorten von Essen im Vergleich zu uns. Sie sind organisierter und pünktlicher, also sind sie wahrscheinlich strenger als uns, vielleicht auch kälter. Ich mache Vermutungen über Leute, die ich nicht kenne, die ein klares Bild von ihnen zeichnen. Ich nutze ‘wir’ und ‘sie’. In meinem Geist ist Deutschland unbewusst keine diverse und menschliche Gruppe von Menschen, sondern eine Ansammlung von Stereotypen.
Als ich in Dresden war, ist meine verzerrte Ansicht von Leuten, die ich nur aus der Ferne gesehen hatte, verschwunden. Natürlich habe ich einige Stereotypen erkannt - die Pünktlichkeit ist tief in der deutschen Kultur verwurzelt - aber die Ähnlichkeiten zwischen uns - unsere gemeinsame Menschheit, die im Kern dieselbe ist - sind viel wichtiger und viel zahlreicher als die Unterschiede. Im Vergleich zu den Ähnlichkeiten sind die Unterschiede nur Kleinigkeiten.
Sprachunterschiede sind eine wichtige Quelle von Missverständnissen und Entfremdung. In der Vergangenheit habe ich Englisch unbewusst als ‘Standardsprache’ gesehen. Alles andere wurde als Abweichung betrachtet, die mich dazu brachte, eine unbewusste Mauer zwischen mir und Anderen zu errichten. Meine Erfahrung in Dresden, wo ich immer Deutsch gesprochen habe, hat dieses falsche Verständnis verändert; das war der erste Schritt, um meine kleinen, unbewussten (aber wichtigen) Vorurteile von Menschen aus anderen Ländern und Kulturen besser zu verstehen.
Nun möchte ich zum Thema der Versöhnung zurückkehren. Es ist sehr wichtig, sich den Verbrechen immer wieder zu stellen, die von Deutschland, England und anderen Ländern begangen wurden, damit wir diese entsetzlichen Fehler nicht wiederholen - und einige Unterschiede und Missverständnisse zwischen Ländern stammen noch heute aus vergangenen Konflikten. Aber jetzt befinden wir uns auch in einer Ära von Feinheiten; kulturelle Unterschiede stammen nicht aus vergangenem Konflikt sondern aus unbewusster Vorurteil und falsche Vorstellungen, die andere Kulturen auf Stereotypen reduzieren und die uns von ihrer Menschlichkeit ablenken. Vielleicht ist die Versöhnung, die wir heute brauchen, ein gemeinsames Verständnis, das durch die Erkenntnis unserer kleinen, unbewussten Vorurteile erreicht wird.
Als ich in Dresden war, war die Frauenkirche der perfekte Ort zum Nachdenken, um dieses besseres Verständnis zu erreichen - man wird dazu gebracht, sowohl über den vergangenen Konflikt zwischen Deutschland und England als auch über unsere gegenwärtigen unbewussten Vorurteile nachzudenken. Um die Versöhnung in der Zukunft zu fördern, müssen wir diese Räume schaffen und bewahren, die es uns erlauben, die Vergangenheit im Blick zu behalten, während wir uns auch verbessern.

